Saarbrücker Zeitung

MONTAG, 21.MAI 2007

Stadtausgabe

Kultur-Regional

Eine Revue mit Bildungsauftrag

Gelungene Premiere einer musikalischen Zeitreise im Theater Blauer Hirsch

Charles Robin Broad, Simon Löwenberg und Steffen Gresch unterhielten ihr Publikum mit Bemerkungen zum Thema „Was Sie schon immer über Beethoven wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“.

Programm zum Beethoven-Abend.

Saarbrücken. Die großen Komponisten sind unter dem Strich auch nur Menschen. Doch wird manche liebenswerte Schrulle der Meister gerne mal vom süßen Nebel des Musenkusses verborgen. Glücklicherweise waren Charles Robin Broad, Simon Löwenberg und Steffen Gresch am Freitag im Theater Blauer Hirsch angetreten, um dem abzuhelfen. Denn die Premiere ihrer musikalischen Zeitreise „Was Sie schon immer über Beethoven wissen wollten, aber nie zu fragen wagten“ blieb keine Antwort schuldig.
Im Kostüm der Biedermeierzeit stürmen die drei die Bühne und der alte Louis, alias Broad, hämmert auf seinem klapprigen Klavier beherzt gegen die aufgrund von Lärmbelästigung erfolgte Wohnungskündigung des Hausmeisters an. Simon Löwenberg, hier in der Rolle des Geigers Schuppanzigh, fidelt munter mit und greift bei Bedarf auch gerne in die Gitarrensaiten, solange man ihn mit der neunten Sinfonie verschont. Gresch schlüpft in nicht weniger als neun Rollen. Mal zählt er als wichtigtuerischer Privatsekretär Schindler unappetitliche Details von Beethovens Krankheitsgeschichte auf, mal präsentiert er sich als Hofmechaniker Maelzel. Dessen Erfindung hat es wahrlich in sich, entpuppt sich doch das in der achten Sinfonie so meisterhaft karikierte Metronom als Zeitmaschine. Die katapultiert Louis ins Jahr 2007, wo er in den berühmten Londoner Abbey Road Studios mit dem Stargitarristen Igor Santanas (Löwenberg) funkige Rhythmen einspielen und schließlich den berufsjugendlichen Showmaster Bockschalky (Gresch) über sich ergehen lassen muss, bevor er auf sein Sterbebett ins 19. Jahrhundert zurück darf. Den Akteuren ist mit pfiffiger Dramaturgie und einem gekonnten Musikmix  zwischen Rock und Klassik eine abendfüllende Revue gelungen, die nebenbei nicht nur einen Bildungsauftrag äußerst charmant erfüllt, sondern vor Lachen auch kein Auge trocken lässt.

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