„Mozart ohne Kugeln, aber mit Likör“

Charles Robin Broad, Simon Löwenberg und Steffen Gresch servierten im Theater Blauer Hirsch einen deftigen Cocktail

Der Verein „Kultur und Bewusstsein“ (Kube) hatte zu einer Mozart-Show der besonderen Art nach St. Arnual geladen. Serviert wurde eine witzige Parforcejagd durch Mozarts Stücke und Briefe, Anekdoten und Mythen.

Von SZ-Mitarbeiterin

Ruth Rousselange

Saarbrücken. Zwei Stunden Mozart herb-deftig präsentierten Charles Robin Broad, Simon Löwenberg und Steffen Gresch im Theater Blauer Hirsch in St. Arnual. „Mozart ohne Kugeln, aber bitte mit Likör“, veranstaltet von Kube, dem Verein „Kultur und Bewusstsein“, erwies sich als wahrlich witzige Parforcejagd durch Mozarts Stücke und Briefe, Anekdoten und Mythen.

In wolkig weißen Perücken, Brokatjacken und Schnallenschuhen rücken Sänger und Pianist Broad, Löwenberg an der Violine und Erzähler Gresch dem verehrten Musikgenie auf den Leib. Bevorzugt unernst versteht sich, und das mit Bravour. Eröffnet wird noch eher sanft mit dem Violinkonzert in G-Dur.

Lieblich fließend erklingen Löwenbergs Violine und Broads Piano. Doch schon bald ist's vorbei mit der friedlichen Stimmung, hinweggefegt vom kriminellen Mehrteiler „Wer ermordete Mozart? Gresch erzählt düster von dieser Nacht vom 4. auf den 5. Dezember 1791, Schnee, Grabesstille über dem Donautal, tot liegt ein Mann darnieder, Beruf Musiker, Tatort Wien. War's der Arzt? Lange weilt er im Theater, verordnet dann eiskalte Umschläge, fahrlässige Tötung, Vorsatz? Doch der Arzt hat kein Motiv. Zu zitternden Geigensaiten zelebriert Broad das hinreißend sarkastische „C-Moll-Komplott KV XY ungelöst“, verdächtige Elemente, Beethoven und der Diebstahl der C-Moll-Tonart.

Dann kommt's noch krasser, Papageno muss dran glauben. Broad lässt den Vogelfänger nicht nur im Stile Schuberts und Verdis tirilieren, was seinen voluminösen Tenor zu höchsten Höhen treibt. Papageno hat plötzlich kubanischen Einschlag, alla Buena Vista S.C., im Blauen Hirsch gickst man entzückt.

Und schnappt bald nach Luft bei Greschs ultraschnellen Schaltungen nach Salzburg zu „Oper für alle – alle für die Oper“. Was für irre Abrisse zu Don Giovanni und Hochzeit des Figaro. Treffsicher ironisch lässt Gresch den sexistischen Herzensbrecher nach verpatzter Werbung um Donna Anna die Fliege machen und den Figaro im Tumult mit drohender Impotenz untergehen. Wer vor Lachen noch kann, darf sich über Mozarts Briefe ans Bäsle-Häsle freuen. Die sind heftig mit Fäkaljargon gespickt. Was Broad zum Anlass nahm, aus Mozarts losem Wortschatz gleich eine ganze „Sauereienkantate“ zu zimmern. Saiten und Tasten erbeben, die Organe der drei Männer vibrieren trefflich. Hinreißend, wie Broad als mordlüsterner Salieri dem vergiftet dahinsiechenden Mozart (Gresch) inbrünstig ein Requiem singt und das Wiegenlied „Schlafe, mein Prinzlein schlaf ein“ zirpt, mögliche Mordmittel, Maggi und Prosecco. Ein toller Mozart-Spaß mit drei klasse Akteuren und besonderem Glanz auf Broad. Tatsächlich ohne Mozart-Kugeln, aber den Likör zum Streicheln rau gelachter Kehlen gab's wirklich.

Bildunterschrift

„Mozart ohne Kugeln, aber bitte mit Likör“ servierten (v.l.) Simon Löwenberg (Violine), Charles Robin Broad (Tenor, Pianist) und Erzähler Steffen Gresch im Blauen Hirsch. Foto: Uli Barbian

 

 

 

 

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